1806 – 1871
Habt ihr von meinen Gästen
schon vernommen,
Die zwar mich nur besuchen,
wenn sie müssen,
Doch mild versöhnend immer
mich begrüßen,
Die Trost mir bringen, hält
mich Gram beklommen;
Die, jauchz ich auf in Freude
wild entglommen,
Mir fromme Demut in die Seele
küssen!
Kennt ihr sie nicht, die Lieb’
und Leid versüßen,
Und wären sie nicht auch zu
euch gekommen? –
Ihr kennt sie wohl, die stumm
sind und doch sprechen,
Die, mild wie Tau, doch
gleichen Flammenbächen,
Die herb sind und doch Honig
bittrem Sehnen;
Ihr kennt sie wohl, der
Menschheit Kronjuwelen,
Die echten Herzensfesten
niemals fehlen,
Ihr kennt sie wohl, die lieben
Gäste – Tränen!
1806 – 1871
Als Gott dich schuf, nahm er
vom reinsten Thone
Und wog ihn ab und knetete ihn
sacht’
Und nahm der Stoffe Mischung
wohl in Acht,
Daß Ebenmaß in ihrer Fülle
wohne.
Gedrückt dann in der
Menschenform Schablone
Anbließ er ihn mit seines
Odems Macht,
Und lächelnd sah der Herr sein
Werk vollbracht
Und sprach: Geh hin und sei
der Frauen Krone!
„Im Kleinsten groß, im Großen
unerreicht,
Ueb jede Pflicht und jede sei
dir leicht;
Dir selbst zum Ruhm und
Tausenden zum Glücke,
„Die reinste Blüthe hoher
Weiblichkeit,
Dien’ fromm der Kunst, zu der
mein Hauch dich weiht! –
Er schuf dich, sprach’s und
schlug die Form in Stücke.